Der Bau des Bahnhofsgebäudes in Zernsdorf wurde 1896 begonnen. Mit Eröffnung der Bahnlinie von Königs Wusterhausen (KW) über Storkow-Beeskow nach Frankfurt (Oder) im Jahre 1898 wurde auch das Gebäude samt einem Güterschuppen fertiggestellt. Im Erdgeschoß befanden sich Dienst- und Warteraum, im Obergeschoß die Dienstwohnung des Stationsvorstehers mit drei Zimmern und im Dachgeschoß ein Zimmer für den Stationsassistenten sowie ein großer Trockenboden. Sanitäre Einrichtungen gab es zuerst im Nebengebäude, dann bis 2014 nur im Erdgeschoß des Bahnhofsgebäudes.
Vermutlich war von Beginn an eine Postagentur (Posthülfstelle) im Bahnhofsgebäude eingerichtet. Das ist naheliegend, weil die Post-sendungen damals ausschließlich per Bahn transportiert wurden. Im Jahre 1908 zog die Poststelle in ein eigenes Gebäude in der Triftstrasse.
Westlich ist ein Nebengebäude gelegen, das im linken Teil hinter der großen Tür zunächst den Spritzenraum für die örtliche Feuerwehr beherbergte, zuletzt dann über Jahrzehnte die Bahnhofsgaststätte. Rechts befanden sich sanitäre Einrichtungen.
Mitte der 1920er Jahre wurde der Güterschuppen erweitert und 1932 ein mechanisches Stellwerk an den Dienstraum angebaut, dessen Dach seitdem eine große Terrasse für die Wohnung bildet.
Bis etwa 2006 war das Bahnhofsgebäude bewohnt und bis Ende 2013 Stellwerk und Diensträume im Erdschoß von der DB genutzt. Das mechanische Einheits-Stellwerk mit Hebel- und Blockwerk wurde von Scheidt und Bachmann in Rheydt Mitte der 1930er Jahre eingebaut. Der gleiche Hersteller lieferte auch die moderne elektronische Stellwerkstechnik (ESTW), die Anfang 2014 in Betrieb ging. Damit konnte der Fahr-dienstleiter abgezogen werden. Seit Ende 2013 stehen die Gebäude, deren unmittelbare Umgebung und ein Formhauptsignal neben dem Güterschuppen unter Denkmalschutz. Die Deutsche Bahn AG hat im November 2014 die Baulichkeiten samt Ladestrasse verkauft. Der neue Besitzer ist bemüht, die Häuser dem historischen Zustand anzunähern und gleichzeitig nach heutigem Standard wohnlich zu gestalten. Zunächst wurden alle Wände neu verputzt, Dach und Wände gedämmt, zwei Bäder eingebaut, die Haustechnik komplett erneuert, auf der Strassenseite neue Fenster nach historischem Vorbild eingesetzt, die Dielenböden und Holztreppen von Farbschichten befreit und konserviert, das Dachgeschoß ausgebaut und das marode Schuppendach neu gedeckt. Weitere Maßnahmen werden der Austausch der übrigen Fenster und die Sanierung des Nebengebäudes sein.
Bahnstrecke und Bahnhof sind nun 120 Jahre alt. Es war ein fröhliches Fest am Bahnhof Zernsdorf mit gut 1.000 rundum zufriedenen Besuchern. Die Feuerwehr Zernsdorf sorgte für Deftiges vom Grill für die Gäste und Wasser für die Dampflok, hilfreiche Damen haben Kaffee und leckeren Kuchen geboten, zahlreiche Informationsstände hatten reichlich Zulauf und über allem glänzten Sonne und Schnellzuglok 03 155 mit ihrem historischen Sonderzug.
Wir danken herzlichst allen Unterstützern und fleißigen Helfern und ganz besonders der Ortsvorsteherin von Zernsdorf. Nach diesen guten Erfahrungen wollen wir ein weiteres Fest in 5 Jahren zum 125. Geburtstag der Bahnstrecke gerne ins Auge fassen. Vielleicht könnten sich dann die Deutsche Bahn, die Stadt Königs Wusterhausen und der Kreis Dahme-Spreewald auch ein wenig dafür interessieren?
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Die Firma Hülsberg gründete 1898 eine Imprägnieranstalt für Bauholz in Zernsdorf, gelegen fernab vom Ortskern zwischen Krüpelsee und der 10 Jahre zuvor gebauten Kreisstrasse. Im Jahr 1902 übernahm die Rütgers AG das Werk. Wenige Jahre später, 1906, erwarb die Königlich-Preußische Eisenbahn-Verwaltung das Gelände, um eine Tränkanlage für Holzschwellen zu errichten. Um 1908 wurde der markante Wasserturm gebaut. Die „Tränke“, wie der Volksmund sagte, blieb in der Folgezeit im Eigentum der Eisenbahn und wurde von der Deutschen Reichsbahn Gesellschaft, der Deutschen Reichsbahn der DDR, schließlich der Deutschen Bundesbahn und der Deutschen Bahn AG weiter betrieben. Ende 1995, nach fast 100 Jahren, wurde dieser Industriestandort stillgelegt und später abgerissen. Auf dem Gelände ist nach umfangreicher Bodensanierung ein Wohnviertel entstanden. An die Schwellentränkanstalt erinnert heute nur noch der Wasserturm und eine Informationstafel.
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