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Neukölln-Mittenwalder-Eisenbahn-Gesellschaft (NME)
Königs Wusterhausen-Mittenwalde-Töpchiner Eisenbahn (KMTE)
Von 1875 bis 1918 gab es eine Königlich Preußische Militäreisenbahn mit dem Ausgangsbahnhof in Berlin-Schöneberg (Kolonnenstrasse). Die Strecke folgte parallel der Berlin-Dresdner Bahn bis Zossen und bog dann westwärts über Sperenberg nach dem Endbahnhof in Jüterbog ab. Die Militärbahn diente der Ausbildung von Eisenbahnpionieren, insbesondere zur Errichtung von Brücken. Ausserdem besorgte die Bahn die Verbindung zum Schießplatz Kummersdorf. Das Eisenbahnbataillon mit den Regimentern I und II sowie das Landwehr-Bezirkskommando waren in Kasernen an der General-Pape-Strasse untergebracht. Einige der Kasernengebäude stehen noch heute; die Bahnanlagen sind dage-gen sämtlich abgebaut mit Ausnahme einiger Relikte in Marienfelde.
Berühmtheit erlangte die Bahn durch Schnellfahrversuche der Studiengesellschaft für Elektrische Schnellbahnen (ST.E.S.) zwischen Marien-felde und Zossen mit zwei Drehstrom-Elektrotriebwagen der Kölner Waggonbaufirma Van der Zypen & Charlier, deren elektrischer Teil von Siemens und der AEG geliefert wurden. Dabei erreichten der AEG-Wagen am 28. Oktober 1903 und der Siemens-Wagen am 25. November 1903 Geschwindigkeiten von 210 km/h, eine für die damalige Zeit unglaubliche Leistung.
Im Jahr 1904 wurden Versuchsfahrten mit verschiedenen Dampflokomotiven durchgeführt. Die Wittfeld'sche S9 "Altona 561" mit Stromlinien-verkleidung und Frontführerstand durchfuhr vor einem Dreiwagenzug mit 137 km/h Höchstgeschwindigkeit die Strecke von Marienfeld nach Zossen. Die Lok kam später ohne ihre Sondereinrichtungen als "Hannover 999" in den normalen Schnellzugdienst der KPEV. Die drei weiteren Dampfloks bei diesen Schnellfahrversuchen waren normale Serienmaschinen: eine S4 (136 km/h), die S7 Cöln 708 der Bauart de Glehn (125 km/h) und eine S7 der Bauart von Borries (126 km/h). Damit erreichte also keine der vier Dampflokomotiven die Vorgabe von 150 km/h.
Louis Victor Robert Schwartzkopff, geboren am 5. Juni 1825 in Magdeburg, gründete am 3. Oktober 1852 in Berlin in der Chausseestrasse 20 die "Eisengiesserei und Maschinen-Fabrik von L. Schwartzkopff". Ab 1867 verlegte sich die Firma hauptsächlich auf den Bau von Lokomotiven. Schon 1879 fertigte das Werk die 1000. Maschine, eine 1'B Dampflok der preußischen Bauart P2 für die Niederschlesisch-Märkische Eisen-bahn. Zuvor, am 1. Juli 1870, war die Firma in eine AG mit dem Namen "Berliner Maschinenbau Actien-Gesellschaft vormals L. Schwartzkopff" umgewandelt worden. Als Generaldirektor der BMAG fungierte der Gründer noch bis zum 30. Juni 1888. Vier Jahre später verstarb Louis Schwartzkopff.
Noch vor der Jahrhundertwende genügte das Berliner Fabrikgelände der stetig steigenden Nachfrage nach Lokomotiven nicht mehr, so daß die BMAG 1897 nördlich von Königs Wusterhausen das Ackergut Wildau in der Gemeinde Hoherlehme kaufte und auf diesem Gelände am 1. September 1900 eine moderne Lokomotivfabrik in Betrieb nahm. Entlang der Görlitzer-Bahn befand sich ein Einfahrgleis mit unterschied-lichen Spurweiten für Probefahrten. Auch die berühmte Drehscheibe, auf der die neuen Loks photographiert wurden, war mehrspurig angelegt. Die BMAG produzierte u.a. badische Tenderloks für Mecklenburg, verschiedene preußische Dampflok-Bauarten und viele Typen der sogenannten Einheitslok der Deutschen Reichsbahn Gesellschaft, u.a. alle 55 Stromlinienloks der Baureihe 01.10. Die erste dieser Schnellzugmaschinen wurde mit der Fabriknummer 11000 im Jahre 1939 ausgeliefert. Lokomotive 03 256 wurde 1936 auf der Ausstellung "Deutschland" unter dem Funkturm in Berlin gezeigt. In den letzten Jahren des 2. Weltkrieges entstanden hauptsächlich Kriegsloks der Baureihen 42 und 52. Die 42 640 erhielt 1944 die Fabriknummer 13.000. Das Kriegsende 1945 war dann auch der Schlußpunkt für den Lokomotivbau in Wildau und für die Berliner Maschinenbau-AG.
Das Gelände wird heute größtenteils von der Technischen Hochschule Wildau genutzt. Auf der genannten Drehscheibe steht als Andenken an die BMAG die Dampflok 52 8135, die zu DDR-Zeiten aus der Borsig-Lok 52 474 rekonstruiert wurde. Die Maschine gehört dem Land Branden-burg. Zum 30-jährigen Bestehen der Hochschule im Jahr 2021 wurde die Lok optisch aufgearbeitet.
Die Werksfeuerwehr der BMAG
Aus Anlaß der Olympiade wurde vom 18.7. bis 16.8.1936 eine Leistungsschau der Industrie unter dem damals 10-jährigen Funkturm in Berlin-Charlottenburg veranstaltet. Ein Schwerpunkt der Ausstellung war die Präsentation der neuesten Eisenbahnfahrzeuge. Im Rahmenprogramm verkehrte ein Nachbau der ersten Lokomotive in Deutschland, die in England gebaute "Adler", zusammen mit ebenfalls rekonstruierten Wagen vom Potsdamer Bahnhof aus über Schöneberg Richtung Potsdam auf S-Bahngleisen.